Tag 49, 08//04//20, km 1400

SOFIA // София│яифоС // AIꟻOƧ

Sofia. Wie habe ich diese Stadt ins Herz geschlossen auf unserer Recherchereise im Herbst. Die leise Herzlichkeit und unaufgeregte Offenheit ihrer Bewohner*innen, den im Vergleich zu andern europäischen Großstädten so anderen Rhythmus - eine Art tiefer Langsamkeit, als würden die Menschen schlicht nichts zu erwarten haben und deshalb eben auch nichts nachjagen -, die Nuancen von Traurigkeit in allem und allen, die eine ganz eigene Schönheit ausbilden.

Ich bin dort in meiner Vorstellung, in einem Bulgarien, dessen Regierung begonnen hat, die Roma-Viertel im Nordwesten der Stadt, durch die wir heute gegangen wären, und die sie seit langem ghettoisiert, noch zusätzlich abzuriegeln. Ein Akt von ethnisch motiviertem Rassismus, den die EU und wir als ihre Bürger*innen benennen und bekämpfen sollten. So wie alle andern nationalistischen und rassistischen Reflexe, für die dieses Virus den dankbaren Aufhänger liefert.

In Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo ist am Tag, nachdem Ebola nach zwei Jahren offiziell besiegt worden ist, vor etwa einer Woche der Notstand ausgerufen worden wegen Corona.

Vor dieser Krankheit sind EINMAL alle auf diesem Globus gleich - wenn wir jetzt etwas lernen können, dann dass die menschliche Grund-Verantwortung, Leben zu schützen, nicht an einer Grenze endet.